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Batteriespeicher und ihr Einfluss auf die deutschen Strompreise: ein Gamechanger?

Im Vorfeld des German Energy Days 2025 wirft Josephine Steppat, Energieanalystin bei Montel Analytics, einen Blick auf die Auswirkungen von Batteriespeichersystemen auf die deutschen Strompreise und wie diese zu höheren Spitzenpreisen für die Solarstromerzeugung führen.

March 24th, 2025
Battery module and solar panels

Batteriespeicher spielen eine zunehmend zentrale Rolle in der Preisbildung am deutschen Strommarkt. Während der Ausbau erneuerbarer Energien das Stromangebot volatil hält, könnten Speicher durch strategische Einspeicherung und Entladung helfen, Preisschwankungen zu glätten.

Bereits Ende des Jahres von 2024 haben Marktakteure insgesamt 650 Anschlüsse für Großbatteriespeicher bei den Übertragungsnetzbetreibern für Deutschland angefragt, mit einer kumulierten Leistung von etwa 226 Gigawatt. Doch reicht ihre Kapazität aus, um den Day-Ahead Strompreis in Deutschland nachhaltig zu beeinflussen?

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Der Einfluss von Großbatteriespeichern auf die Strompreise am deutschen Day-Ahead-Markt

Der Ausbau von Batteriespeichern wird zunehmend wichtiger, um den deutschen Strommarkt zu stabilisieren. Besonders im Day-Ahead-Markt, in dem Strom für den Folgetag gehandelt wird, können Batteriespeicher die Preise gezielt beeinflussen. Denn sie können Energie in Zeiten niedriger Preise speichern und bei hoher Nachfrage wieder einspeisen.

Ein zentraler Vorteil von Batteriespeichern liegt darin, überschüssigen Strom aus erneuerbaren Quellen – insbesondere aus Solar- und Windkraft – aufzunehmen und in Zeiten hoher Nachfrage wieder abzugeben. Dadurch lassen sich Preisspitzen abfedern und das Auftreten niedriger Strompreise verhindern. Zudem ermöglichen größere Speicherkapazitäten eine flexiblere Reaktion auf kurzfristige Prognosefehler bei der Einspeisung erneuerbarer Energien.

Der tatsächliche Einfluss von Batteriespeichern hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab – darunter die verfügbare Kapazität, die Marktanreize und die regulatorischen Rahmenbedingungen. Größere Speicher mit hoher Zyklenfestigkeit könnten die Marktvolatilität senken. Trotzdem bleibt die Frage offen, ob die aktuellen Marktmechanismen ausreichend starke Investitionsanreize für einen flächendeckenden Ausbau bieten.

Es bleibt noch ungewiss, wie viele Kapazitäten von Großbatteriespeichern sich langfristig am deutschen Strommarkt etablieren werden. Dennoch ist der Einfluss von Batteriespeichern auf die Strompreise für alle Marktteilnehmer von großer Bedeutung: Anlagenbetreiber könnten von einer höheren Profilwertigkeit ihrer Erzeugungsanlagen profitieren, wenn Batteriespeicher die Preisstruktur im Markt beeinflussen.

Energieversorger und Industriekunden wiederum würden von einer geringeren Preisvolatilität profitieren. Denn Batteriespeicher können Preisschwankungen im Strommarkt abfedern und so die Planungssicherheit erhöhen sowie das Risiko von Preisspitzen senken. Für Investoren eröffnen sich durch Batteriespeicher neue Geschäftsmodelle und Einnahmequellen. Hier besteht die Möglichkeit, gezielt von den Preisschwankungen am Markt zu profitieren.

Basierend auf dem aktuellen Q1-2025-Update der europäischen Strompreisszenarien von Montel Analytics wurde in diesem Artikel untersucht, wie stark Großbatteriespeicher die Strompreise in Deutschland beeinflussen. Dabei nahmen die Analysten an, dass die Speicher ausschließlich am Day-Ahead-Markt und nicht am Intraday- oder Ausgleichsenergiemarkt aktiv sind.

Dabei wurde angenommen, dass anfangs etwa die Hälfte der Großspeicherkapazitäten für den Day-Ahead-Markt zur Verfügung steht – mit einem Anstieg auf rund 70 % bis zum Ende des Beobachtungszeitraums im Jahr 2060[1]. Im Rahmen der Untersuchung wurde eine sogenannte „NoBESS-Sensitivität“ berechnet. Das bedeutet, dass Großbatteriespeicher vollständig aus der Modellierung der Strompreise ausgeschlossen wurden, während alle anderen Annahmen gleich blieben.

Batteriespeicher, die für das „Prosuming“ genutzt werden, wurden in der Sensitivität jedoch weiterhin berücksichtigt. Im Standardszenario „Central“ werden Großbatteriespeicher dagegen regulär in die Modellierung einbezogen. Um die Capture-Preise für Solar- und Windenergie zu berechnen, wurden zudem durchschnittliche Erzeugungsprofile für Deutschland herangezogen.

[1] Die Annahmen basieren auf einer Untersuchung der RWTH University Aachen (Main Page - Battery Charts)

Der Einfluss von Großbatteriespeichern auf die Base-, Peak- und Capture Preise am Day-Ahead Markt

Die Sensitivitätsberechnung zeigt, dass sowohl die Base- als auch die Peakpreise im Standardszenario „Central“ höher ausfallen als in der „NoBESS“-Sensitivität, bei der Batteriespeicher nicht berücksichtigt werden.

Abbildung 1 veranschaulicht die prozentuale Abweichung zwischen dem Szenario „Central“ und der „NoBESS“-Sensitivität. Während der Einfluss auf die Basepreise vergleichsweise gering ist, zeigt sich bei den Peakpreisen ein deutlich stärkerer Effekt. Bis 2040 bleibt der Unterschied bei den Basepreisen minimal, und selbst nach 2040 steigt der Basepreis durch die Einbindung von Batteriespeichern nur um etwa 2 %.

Die Peakpreise hingegen erhöhen sich im selben Zeitraum deutlich stärker – in Spitzenzeiten um bis zu 7 %. Dies bedeutet, dass sowohl die Base- als auch die Peakpreise durch die Integration von Batteriespeichern in den Day-Ahead Markt steigen. Ohne Batteriespeicher wären die Preise entsprechend niedriger.

Abbildung 1: prozentuale Veränderung der Base- und Peakpreise zwischen dem Standardszenario „Central“ und der "NoBESS"-Sensitivität

Das bedeutet konkret, dass sowohl die Base- als auch die Peakpreise steigen, wenn Batteriespeicher in die Modellierung einbezogen werden. Umgekehrt würden beide Preise niedriger ausfallen, wenn Batteriespeicher nicht am Markt etabliert wären.

Auch die Capture-Preise – sowohl für Wind Onshore als auch für Solar – steigen durch den Einsatz von Batteriespeichern am Day-Ahead Markt tendenziell an. Abbildung 2 und 3 zeigen die prozentuale Veränderung zwischen dem Standardszenario „Central“ und der „NoBESS“-Sensitivität. Dabei wird deutlich, dass der Effekt auf die Solar-Capture-Preise stärker ausfällt als auf die Wind-Onshore-Capture-Preise.

Während die Capture-Preise für Wind Onshore um maximal 5 % steigen, beträgt der Anstieg bei Solar im Untersuchungszeitraum teilweise bis zu 19 %. Zusammengefasst lässt sich auch hier sagen, dass die Integration von Batteriespeichern die Capture-Preise für Solar und Wind Onshore erhöht.

Abbildung 2: Prozentuale Veränderung der Onshore Wind Capture Preise zwischen dem Standardszenario „Central“ und der "NoBESS"-Sensitivität.
Abbildung 3: Prozentuale Veränderung der Solar Capture Preise zwischen dem Standardszenario „Central“ und der "NoBESS"-Sensitivität.

Die höheren Capture-Preise für Solar ergeben sich daraus, dass Solarstrom hauptsächlich in den Mittagsstunden erzeugt wird. Da Abbildung 1 bereits zeigt, dass Batteriespeicher insbesondere in den Peak-Zeiten zu einem Anstieg der Strompreise führen, wirkt sich dieser Effekt entsprechend stark auf die Capture-Preise für Solar aus. Die Erzeugung von Wind Onshore hingegen verläuft gleichmäßiger und erstreckt sich auch auf die Offpeak-Zeiten. Daher fällt der Einfluss von Batteriespeichern auf die Capture-Preise für Wind Onshore – ähnlich wie bei den Basepreisen – geringer aus.

Warum erhöhen sich die Peak-Preise und auch die Capture Preise für Solar mehr als die Basepreise?

Batteriespeicher nehmen Strom auf, wenn die Preise niedrig sind, etwa bei hoher Einspeisung von Wind- oder Solarstrom. Sie geben ihn wieder ins Netz zurück, wenn die Preise steigen, beispielsweise bei hoher Nachfrage oder geringer Erzeugung aus erneuerbaren Energien. Niedrigpreisphasen treten typischerweise dann auf, wenn es eine besonders hohe Einspeisung aus erneuerbaren Energien gibt. Im Jahr 2024 war in Deutschland gut zu beobachten, dass insbesondere die hohe Solarstromproduktion in den Mittagsstunden häufig zu diesen „Niedrigpreis-Events“ geführt hat.

In diesen Stunden fungieren Batteriespeicher als zusätzliche bzw. künstliche Nachfrage, indem sie den überschüssigen Strom aufnehmen und damit die Stromnachfrage erhöhen. Dies führt dazu, dass die Preise während dieser Niedrigpreisphasen steigen.

Da viele dieser Stunden in die Peakzeiten fallen, steigen dadurch sowohl die Peakpreise, stärker als die Basepreise, aber auch die Capture-Preise für Solar. Dies zeigt sich auch in der Entwicklung der Null- und Negativpreise pro Jahr: Abbildung 4 veranschaulicht die prozentuale Veränderung der Anzahl solcher Stunden zwischen dem Standardszenario „Central“ und der „NoBESS“-Sensitivität. Die Integration von Batteriespeichern im Day-Ahead-Markt reduziert demnach die Häufigkeit von Null- und Negativpreisen.

Abbildung 4: Prozentuale Veränderung der Anzahl von Null- und Negativen Stunden zwischen dem Standardszenario „Central“ und der "NoBESS"-Sensitivität.

Fazit

Die Untersuchung zeigt, dass die Integration von Großbatteriespeichern in den deutschen Day-Ahead-Markt zu einer Erhöhung der Strompreise führt – insbesondere bei den Peak- und Capture-Preisen. Während die Basepreise durch die Berücksichtigung von Batteriespeichern nur geringfügig (um etwa 2 % bis 2040) steigen, zeigen die Peakpreise mit bis zu 7 % eine deutlich stärkere Erhöhung. Auch die Capture-Preise steigen durch Batteriespeicher an, wobei der Effekt bei Solarstrom (bis zu 19 %) stärker ausfällt als bei Wind Onshore (bis zu 5 %).

Der Hauptgrund für diese Preissteigerungen liegt im Arbitrageverhalten der Batteriespeicher. Sie laden sich bei niedrigen Preisen auf und speisen den Strom bei hohen Preisen wieder ein. Dadurch werden die günstigen „Niedrigpreis-Events“ insbesondere in den Mittagsstunden abgeschwächt, was die Peakpreise und damit die Capture-Preise für Solar erhöht. Die kontinuierlichere Erzeugung von Windstrom führt hingegen zu einem moderateren Einfluss auf die Capture-Preise für Wind Onshore. Die Analyse macht somit deutlich, dass Batteriespeicher die Preisstruktur am Day-Ahead-Markt verändern.

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